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Diva packt Geißbock an den Hörnern

Ein Blick in die bewegte Derby-Geschichte beider Klubs

Foto: Christof Wolff

von Norbert Krings

In Düsseldorf kann sich niemand einem sportlichen Derby gegen Köln entziehen. So ist es im Eishockey, wo es immer hoch her geht, und im Fußball zwischen der Fortuna und dem FC ist es nicht anders. Es gibt zwischen diesen Vereinen natürlich auch eine Derby-Geschichte, die allerdings zum Ende des vorigen Jahrtausends viel mehr Kapitel hatte als in der jüngeren Zeit. Wenn das rheinische Duell am Samstag um 13 Uhr beginnt, wird es dennoch heiß hergehen, auch wenn die letzte Partie zwischen den beiden Kontrahenten bereits viereinhalb Jahre her ist. Viele ganz junge Fans auf beiden Seiten wissen also noch gar nicht so richtig, wie Derbystimmung funktioniert. Daher erinnern wir an dieser Stelle gerne noch einmal an manch denkwürdiges Derby aus der Vergangenheit.

Vor dem 2. Weltkrieg gab es noch keinen 1. FC Köln, der erst 1948 aus dem Kölner BC 01 und der SpVgg Sülz 07 neugegründet wurde. Inzwischen hat dieser Verein 138.000 Mitglieder und ist der siebtgrößte Klub in Deutschland. Fortuna Düsseldorf traf erstmals am 5. November 1950 auf den neuen Derby-Konkurrenten und verlor im Paul-Janes-Stadion mit 0:1 gegen das von Hennes Weisweiler trainierte Team aus der Domstadt. Die Geißböcke haben 30 Mal gegen die Fortuna in Pflichtspielen (einschließlich Oberliga West) gewonnen, die Diva vom Rhein war nur 14 Mal erfolgreich.

Das letzte Aufeinandertreffen fand als Corona-Geisterspiel an einem Sonntagabend (18 Uhr) 2020 in Köln-Müngersdorf statt. Es war für Fortuna am damaligen 27. Spieltag ein wichtiges Spiel. Mit einem Erfolg hätten die Gäste, die mit Florian Kastenmeier im Tor, Andre Hoffmann und Matthias Zimmermann antraten, einen wichtigen Schritt Richtung Klassenerhalt machen können. Aber nach der Führung durch ein Tor von Kenan Karaman gab es Strafstoß für die Kölner, den allerdings Mark Uth nicht verwandeln konnte. Nur drei Minuten später (61.) hieß es durch Erik Thommy 2:0. Erst in der Schlussphase konnten die Fortunen dem Druck der Kölner nicht mehr standhalten. Die Fehler häuften sich, und Anthony Modeste und Jhon Cordoba konnten in der 88. und 91. Minute das Spiel noch ausgleichen. Die Hektik war groß, Marcel Sobottka holte sich in der Schlussminute noch Gelb ab, weil er die Sinnhaftigkeit der von Schiedsrichter Benjamin Cortus gefällten Entscheidungen für die Kölner (angebliches Foulspiel der Torschützen) nicht einsehen wollte.

Erik Thommy (Bildmitte) war in beiden Derby als Torschütze erfolreich. Foto: Wolff

Dabei hatte die besagte Saison 2019/2020 noch ganz gut begonnen. Im Hinspiel im November 2019 gegen die Geißböcke hatten sich die Düsseldorfer mit 2:0 durchgesetzt. Für die Fortuna waren damals Rouwen Hennings (zum 1:0) und ebenfalls Erik Thommy als Köln-Spezialist die Torschützen. Allerdings war das Tor von Thommy auch ein ganz besonderes „Welttor“, wie die Niederländer einen besonders spektakulären Treffer bezeichnen. Der Ex-Stuttgarter Thomy ist dabei nach einer abgewehrten Ecke und einem langen Schlag von Kaan Ayhan über den halben Platz gelaufen und hatte Timo Horn diesen Treffer eingeschenkt. Erster Jubilant war damals der heutige Kapitän Andre Hoffmann, der sich hinter dem Kölner Tor für seinen späteren Einsatz warm gemacht hatte. Auch Dawid Kownacki und Marcel Sobottka sind später noch eingewechselt worden, Zack Steffen stand damals von Beginn an zwischen Fortunas Pfosten.

Die Mutter aller Derbys im Vergleich zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln ist natürlich für die meisten Fans aus der NRW-Landeshauptstadt das legendäre Pokalspiel vom 4. Juni 1980, als die Fortuna unter Otto Rehhagel zunächst 0:1 durch einen Treffer von Bernd Cullmann in Gelsenkirchen zurückgelegen hatte. Thomas Allofs und Rüdiger Wenzel drehten das Spiel und sorgten mit ihren Toren für die Pokal-Titelverteidigung, was erst 22 Jahre später dem nächsten Verein (FC Schalke 04) gelingen sollte. Dreimal hintereinander in einem Pokalfinale zu stehen, war schon etwas Besonderes, auch wenn darüber in Düsseldorf vergessen wird, dass das erste Pokalfinale mit Fortuna-Beteiligung in dieser Reihe 1978 ausgerechnet gegen den 1. FC Köln (0:2) verloren worden war.

DFB-Pokalfinale 1980: Thomas Allofs jubelt nach seinem Siegtor zum 2:1. Foto: Imago/Horstmüller

Doch nicht nur im Pokal ging es zwischen diesen beiden Verein hoch her. Apropos hoch, den höchsten Derbysieg erzielte die Fortuna am 6. August 1977 mit einem 5:1-Erfolg, obwohl die Fortunen zunächst nach bereits zwei Minuten 0:1 an diesem ersten Spieltag der Saison zurückgelegen hatten. Wolfgang Seel glich damals zum 1:1 aus, bevor dann Fleming Lund zweimal traf. Dieter Brei und Detlef Szymanek machten den Sieg dann vor damals immerhin 35.000 Zuschauern perfekt. Ein ausverkauftes Stadion gab es damals selbst bei diesem brisanten Derby nicht. Am Ende der Saison stand dann noch, ebenfalls in Gelsenkirchen das erste von den drei Pokal-Endspielen an, dass die Mannschaft von Hennes Weisweiler gegen den Erzrivalen aus Düsseldorf mit 2:0 gewinnen konnte. Dennoch war es eine sehr gute Bundesliga-Saison für die Fortuna, die die Spielzeit auf Platz fünf abschließen konnten. Eine besser Platzierung gelang den Düsseldorfern danach in der Bundesliga nicht mehr.

Flemming Lund trifft beim 5:1 gegen die Geißböcke. Harald Schumacher (rechts) streckt sich vergeblich. Foto: Horstmüller

Ein Spieler namens Zimmermann mit dem Vornamen Gerd ist den meisten Fortuna-Fans noch bekannt. Beim 5:2-Erfolg im Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Köln im Jahr 1975 war „Zimbo“ der Held des Tages. In dieser Phase hatten die Kölner in 19 Spielen 17 Mal gewonnen und zweimal verloren – beide Spiele gegen die Fortuna. Den Erfolg bei diesem Aufeinandertreffen schossen Zimmermann mit zwei Traumtoren aus der Distanz, Reiner Geye und Dieter Brei (2) heraus. Trainer war damals Heinz Lucas, der mit seiner Taktik Tschik Cajcovski ausgetrickst hatte.

Dass die Fortuna auch auswärts ein Derby gewinnen konnte, zeigte sie im Oktober 1989, als das Ristic-Team in Köln mit 3:1 regelrecht triumphierte und die Fans den Karneval am Rhein kurzerhand stromaufwärts gefeiert haben. Aber auch Backhaus, Krümpelmann, Rada und & Co. feierten ausgelassen im Bus, der mehrfach auf der Autobahn ins Schwanken geraten sein soll. Aleks Ristíc hatte diesmal Christoph Daum überlistet und mit dem zweifachen Torschützen Richard Walz einen Spieler aufgeboten, mit dem sein Gegenüber nicht gerechnet hatte. Uwe Fuchs, der den dritten Treffer per Kopf erzielt hatte, hinterließ im Stadion noch eine besondere Marke. Nach einem Gespräch mit dem Schiedsrichter, der ihm erklären sollte, warum der Düsseldorfer verwarnt worden war, verpasste Fortunas Stürmer der Tür einen heftigen Tritt. Und die Schramme wäre noch heute zu sehen, wenn die Kölner ihr Stadion nicht daraufhin umgebaut hätten.

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