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Ein Highlight-Film namens Karriere

Timo Boll – der personifizierte Tischtennis-Superlativ

Foto: Kenny Beele

von Tobias Kemberg

Zum Abschied von der internationalen Bühne blickt D.SPORTS auf die Erfolge des Superstars zurück, dem die erhoffte Medaille zum Abschluss in Paris verwehrt bleibt.

Als die komplette Halle aufstand und zu lauten „Timo, Timo“-Sprechchören ansetzte, liefen einige Tränen über das Gesicht von Timo Boll. „Bei den Sprechchören hat es mich brutal übermannt. Auch wenn es natürlich sehr schön war, so viel Feedback vom Publikum zu bekommen. Es war schon hart: Die Enttäuschung direkt nach dem Spiel, ausgeschieden zu sein, mit dem eigenen Spiel nicht ganz zufrieden zu sein und dass sich die harte Arbeit nicht wie erhofft ausgezahlt hat.“

Durch die 0:3-Niederlage im Viertelfinale des Tischtennis-Teamwettbewerbs bei den Sommerspielen in Paris ging die einzigartige Karriere des besten deutschen Tischtennisspielers zu Ende – zumindest auf internationaler Ebene, denn Borussia Düsseldorf wird der 43-Jährige noch eine Saison lang erhalten bleiben. Eine Medaille zum Abschluss – es wäre ein feiner Abschied für einen feinen Sportler und Menschen gewesen. Doch kein Drehbuch ist perfekt. Leider.

„Er gönnt jedem jeden Erfolg, ist ein herzlicher Typ. Egal, wie es für ihn selbst lief, er hat es immer jedem gegönnt, der den nächsten Schritt gegangen ist oder irgendwas gewonnen hat. Er ist so bodenständig, so normal, so umgänglich. Man kann Timo zu so einer Karriere nur gratulieren. Es ist unfassbar, was er geleistet hat, was er für Tischtennis und den Sport im Allgemeinen bedeutet“, sagte Bolls Düsseldorfer Teamkollege Dang Qiu.

Drei Mal Nummer eins der Welt – vier Medaillen bei Sommerspielen

Die Karriere des Timo Boll ist ein einziger Highlight-Film. 1998 feierte er seinen ersten von 13 Deutschen Meistertitel im Einzel, 2002 holte er den ersten von acht EM-Titeln im Einzel, den ersten von zwei World-Cup-Siegen und den ersten von insgesamt sieben Erfolgen bei Top-12 bzw. Top-16-Turnieren. 2003 setzte sich Timo Boll zum ersten Mal an die Spitze der Weltrangliste. Von 2004 bis 2016 hielt er sich beständig in den Top Ten des ITTF-Rankings auf. Als ältester Spieler der jemals an der Spitzenposition stand, erklomm er 2018 mit fast 37 Jahren zum dritten Mal in seiner Karriere Rang eins.

2004 gewann der Linkshänder mit Silber die erste von sechs WM-Medaillen mit der deutschen Mannschaft. Hinzu kamen zwölf Mal Edelmetall – darunter sieben Mal Gold – bei Europameisterschaften. Auch als Einzelkämpfer erreichte Boll bei Weltmeisterschaften zwei Medaillen: 2011 und 2021 jeweils Bronze.

Mit der Nationalmannschaft erspielte sich Boll zwei Mal Silber und zwei Mal Bronze bei Sommerspielen und mit Borussia Düsseldorf feierte er seit 2006 13 DM-Titel, 13 Pokalsiege und sechs Triumphe in der Champions League. Zuvor gewann er bereits mit dem TTV Gönnern zwei Mal den wichtigsten Vereinswettbewerb. Die Liste ist noch länger, würde aber jedweden Rahmen sprengen.

Wie viele Erfolge im finalen Jahr auf Vereinsebene noch dazukommen werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Um die Karriere des Timo Boll beschreiben zu können, müssen sämtliche Superlative bemüht werden, die einem einfallen. Eigentlich ist er längst selbst zu einem Tischtennis-Superlativ geworden. Das Ende seiner internationalen Karriere am Dienstagabend in Paris war nicht das, was er verdient gehabt hätte. Aber auch das ist Timo Boll: Er erkannte die Leistung der Schweden neidlos an. Auch das hat ihn immer ausgzeichnet und tut es noch immer. Timo Boll – die Legende, das Gesicht des Tischtennissports, der faire Sportsmann mit dem feinen Händchen.

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