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Ein Re-Start mit Fragezeichen

D.SPORTS INSIDE

Justin Richards. Foto: imago/ZUMA Wire

von Tobias Kemberg

Die Düsseldorfer EG hat ihren Kader für die Saison 2024/25 fast komplett. Doch was steckt im neu formierten Team des neuen Cheftrainers Steven Reinprecht? Die Fans dürfen sich auf eine hungrige und hochmotivierte Mannschaft freuen. Doch ist genug Qualität drin, um am Ende der Hauptrunde in die Play-offs kommen zu können? Unser D.SPORTS INSIDE liefert Antworten.

Die ersten Trainingseinheiten unter dem neuen Cheftrainer Steven Reinprecht sind absolviert, das erste Testspiel – am Samstagabend in Essen – steht unmittelbar bevor. Doch während die aktuell 23 fitten Eishockeyprofis der Düsseldorfer EG in die heiße Phase der Saisonvorbereitung eingetaucht sind, werkelt Sportdirektor Niki Mondt noch immer an der Komplettierung des Kaders. Ein Außenstürmer für die vorderen Reihen wird nach wie vor gesucht. Erst dann sind die Planungen an der Theodorstraße abgeschlossen.

Und nach einer enttäuschenden Saison 2023/24 stellen sich viele, die es mit der DEG halten, die Frage, was der neugeformten Mannschaft samt Cheftrainer in erstmaliger Verantwortung zuzutrauen ist. In unserem D.SPORTS INSIDE gehen wir dieser Frage nach.

Ein Dutzend Abgänge, darunter zwei der vier besten Stürmer
Der neue Kader ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt natürlich nur auf dem Papier zu bewerten. Doch um die Qualität (zumindest im Ansatz) einordnen zu können, muss man sich erst einmal vor Augen führen, welche Spieler nun eben nicht mehr da sind. Insgesamt zwölf Profis sind es, die den Klub nach dem Ende der vergangenen Spielzeit verlassen haben.

Während die Defensive fast nahezu in gleicher Besetzung in die neue Saison geht, hat es in der Offensive einen enormen Umbruch gegeben. Neun Stürmer verabschiedeten sich, darunter mit Kenny Agostino (Ingolstadt), Phil Varone (Wolfsburg), Kenny Clark (Ziel unbekannt), Kohen Olischefski (Cardiff/Wales) und Victor Svensson (Storhamar/Norwegen) ein Quintett, das in der Addition auf 135 Scorerpunkte kam. Auch die von vielen erhoffte Rückkehr des nach auskuriertem Kreuzbandriss zwischenzeitlich nach Kassel ausgeliehenen Stephen MacAulay ließ sich nicht realisieren. Der Kanadier beendete im Sommer seine Karriere.

Sechs DEL-Neulinge – vier neue Stürmer sind Center
Nikita Quapp (Torhüter, fehlt aktuell aufgrund eines Mittelfußbruchs), Max Balinson (Verteidiger), Lenny Boos, David Lewandowski, Jacob Pivonka, Justin Richards, Drake Rymsha und Rick Schofield (alle Stürmer) sind die neuen Gesichter im Team der DEG. Nur Quapp und Schofield haben bereits Erfahrung in der DEL gesammelt, für den Rest gilt es, sich möglichst schnell an die neue Liga zu gewöhnen.

Sportdirektor Mondt hat für die Offensive vor allem Spieler verpflichtet, die der DEG mehr Qualität und Tiefe auf der Position des Mittelstürmers geben und für mehr gewonnene Anspiele sorgen sollen. In der Saison 2023/24 gewannen die Rot-Gelben nur jämmerliche 40,20 Prozent der Bullys. Das bedeutete nicht nur den letzten Rang unter allen 14 DEL-Teams, allein die Differenz zu den Schwenninger Wild Wings auf Rang 13 betrug schon unfassbare 6,62 Prozent.

Brendan O’Donnell. Foto: Birgit Häfner

Wer sorgt für das Scoring?
Eine Verbesserung der Quote am Anspielpunkt sowie das Bestreben auf der Center-Position breiter aufgestellt zu sein, ist das eine. Das Scoring ist etwas Anderes. Die DEG gehört auch 2024/25 weiterhin nicht zu den finanziellen Top-Klubs der Liga. Im Gegenteil: Rund um den PSD BANK DOME war im Frühjahr zu vernehmen, dass man sich möglicherweise von Top-Goalie Henrik Haukeland würde trennen müssen, um genügend Budget für überdurchschnittliche Feldspieler zur Verfügung zu haben. Letztendlich gab Geschäftsführer Harald Wirtz aber zu Protokoll, dass man dann doch „nicht weit weg“ vom Etat der vergangenen Saison sei. Trotzdem: Die Verpflichtung eines klaren Nummer-eins-Centers oder ausgewiesenen Torjägers blieb aus. Der Grund dafür sei, eine „angepasste Planung“, nach der Sportdirektor Mondt sowohl auf Qualität als auch auf Tiefe setzen möchte.

Hinter Brendan O’Donnell und Nationalspieler Alexander Ehl erhoffen sich die Verantwortlichen bei der DEG zum einen den berühmten nächsten Entwicklungsschritt von Spielern wie Alexander Blank oder auch dem 2023/24 lange verletzten Bennet Roßmy. Doch mindestens ein oder zwei neue Stürmer werden gleich in ihrem ersten DEL-Jahr einen Teil der Scoring-Last mittragen müssen, damit die Düsseldorfer nicht zu ausrechenbar oder gar übermäßig abhängig von Top-Torjäger O’Donnell sind.

Doch wer könnte in diese Rolle hineinwachsen? Rick Schofield erzielte zuletzt zwar 35 Punkte in 30 Hauptrundenspielen für den HC Pustertal, aber eben auch in der vom Niveau nicht allzu hoch angesiedelten ICEHL. Drake Rymsha (18 Punkte in 41 Spielen in der ICEHL) oder Justin Richards (16 Punkte in 63 Spielen in der AHL) drängen sich beim Blick auf ihre jüngsten Statistiken nicht zwingend auf – auch wenn das logischerweise alles nichts bedeuten muss. Am ehesten scheint Jacob Pivonka dafür prädestiniert, um in die Gruppe der teaminternen Topscorer vorzustoßen. Der US-Amerikaner mit tschechischem Pass verbuchte in der ECHL zuletzt 45 Punkte in 60 Einsätzen.

Wer sind die Führungsspieler?
Mit Sicherheit zählt Philipp Gogulla dazu. Der Kapitän der vergangenen Saison äußerte sich in Bezug auf die Frage nach der Hierarchie und Qualität der Center im Team kürzlich sehr deutlich: „Es ist wichtig sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass wir nicht Red Bull München oder die Eisbären Berlin sind. Wir sind die DEG. Es ist schwierig zu sagen, dass der eine Spieler der Nummer-eins-Center ist und der andere der Nummer-drei-Center. Lasst uns alle mal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Alle Jungs machen jedenfalls bisher einen sehr guten Eindruck.“

Vor Henrik Haukeland, der selbst natürlich nur allzu gerne wieder ähnliche Zahlen auf Leistungen auflegen würde wie in seiner ersten DEG-Saison 2022/23, stehen mit Kyle Cumiskey, Alec McCrea und Sinan Akdag nicht nur erfahrene Verteidiger, sondern gleichermaßen Profis, die als Führungsspieler vorangehen können und das auch müssen. Neben Gogulla zählen in der ansonsten extrem jungen Offensivabteilung der Düsseldorfer Brendan O’Donnell und der 37-jährige Rick Schofield zu den Leadern.

Fazit
„Wir haben einen guten Mix in der Kabine und die Jungs arbeiten alle sehr hart. Wir wollen uns jeden Tag in der bestmöglichen Verfassung präsentieren und nicht so sehr auf etwas gucken, das noch weit entfernt ist“, sagt Cheftrainer Steven Reinprecht über sein neues Team. Und genau das ist es, was der Kader leisten muss und die Fans sehen wollen. Eine hungrige, einsatzfreudige Mannschaft, die in jedem Spiel an ihre Grenzen geht.

Wofür das am Ende einer langen Hauptrunde reichen wird? Zunächst einmal muss die DEG von großem Verletzungspech verschont bleiben, ansonsten stößt der Kader mit Blick auf seine Qualität und Tiefe (vermutlich) schnell an seine Grenzen. Der Großteil der anderen DEL-Teams ist auf dem Papier besser besetzt als die DEG. Doch wenn sich die neuen Spieler schnell akklimatisieren und sich das Scoring auf mehrere Schultern verteilt, ist Platz zehn nicht unrealistisch. Abgesehen von Haukeland und O’Donnell fehlt es der Mannschaft an Topspielern auf gehobenem Niveau. Aber das muss am Ende kein Nachteil sein. Passt die Philosophie von Reinprecht zu den Skills der Spielern und alles wächst zu einer echten Einheit zusammen, dann wird die DEG definitiv wieder für mehr Begeisterung sorgen als 2023/24.

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