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Schaltzentrale der Unvollendeten

Kevin De Bruyne – Fußball-Feingeist im Team Belgiens

Foto: imago/Isosport

von Tobias Kemberg

Er reifte bei Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg zum Topstar. Während es auf Vereinsebene bei Manchester City Titel hagelt, kämpft der inzwischen 33-Jährige mit seiner Nationalmannschaft darum, auf der großen EM-Bühne doch noch mal etwas abzusahnen. Am Montagabend geht es im Achtelfinale in Düsseldorf gegen Frankreich.

Seit dem Debüt von Kevin De Bruyne in Belgiens Fußballnationalmannschaft sind inzwischen fast 14 Jahre vergangen. Oder anders gedrückt: Die UEFA EURO 2024 ist seither das siebte große Turnier auf Welt- oder Europameisterschaftsebene. Und immer wieder werden die „Roten Teufel“ aus dem Nachbarland Deutschlands bei diesen Fußball-Großereignissen zu den Favoriten gezählt.

Das liegt auch an De Bruyne selbst. Diesem hochbegabten Kicker, der im Mittelfeld den Takt vorgibt. Der über den KRC Genk, FC Chelsea, Werder Bremen und den VfL Wolfsburg im Sommer 2015 zu Manchester City wechselte und mit dem finanziell gut gepolsterten Klub sechs Mal die Premier League sowie einmal die Champions League gewann.

De Bruyne wird auch am Montagabend in der Arena im Mittelpunkt stehen, wenn Belgien im Achtelfinale auf Frankreich trifft. Beide Teams zählten im Vorfeld des Turniers zu den Kandidaten für das Endspiel. Doch so richtig überzeugend traten bislang andere Mannschaften auf. De Bruyne, den seit Freitag 33 Jahre alten Strategen mit dem feinen Füßchen, wurmt das mächtig, steht er doch inzwischen sinnbildlich für eine goldene Generation von Kickern einer Nation, die in der FIFA-Weltrangliste zwar auf Rang drei geführt wird, bei Welt- und Europameisterschaften aber mit verlässlicher Regelmäßigkeit über die eigenen Beine stolpert.

Nur ein Halbfinale bei einem großen Turnier

Rückblick: Bei der EM 2012 qualifizierten sich die Belgier nicht einmal und 2016 und 2021 ging es nicht über das Viertelfinale hinaus. Die Weltmeisterschaft 2014 endete für sie ebenfalls in der Runde der letzte Acht und 2022 in Katar war bereits nach der Vorrunde Schluss. Immerhin: 2018 kamen De Bruyne und Co. in Russland bis ins Halbfinale und wurden am Ende Dritter.

Für den ganz großen Wurf reichte es nie. Und nach den mitunter holprigen Auftritten in der Vorrunde rechnen nicht viele damit, dass es für De Bruyne und seine Teamkollegen tatsächlich bis zum Endspiel nach Berlin gehen wird. Vielleicht ist es gut, dass Gegner Frankreich selbst mit der Suche nach der passenden Turnierform beschäftigt ist.

Viel Lob von Trainer Tedesco

Doch wenn De Bruyne groß aufspielt – und Stürmer Romelu Lukaku das Duell gegen den VAR mal für sich entscheiden kann – dann ist diesen Belgiern immer noch einiges zuzutrauen. Mit nunmehr 33 Jahren könnte es bereits die letzte Chance für den ehemaligen Bundesliga-Profi sein, um mit der Nationalmannschaft noch einen Erfolg zu feiern. Einen, den so viele Fachleute immer wieder prognostiziert hatten.

Domenico Tedesco, deutscher Trainer in Diensten des Belgischen Fußballverbandes, lässt keine Gelegenheit verstreichen, um seinen Spielmacher zu loben: „Er sieht Räume, die andere nicht erkennen, das ist der Wahnsinn. Kevin besitzt eine atemberaubende Intuition. Manchmal habe ich das Gefühl, er bekommt von einer Drohne am Himmel Signale geschickt.“

In der Vorrunde war De Bruyne notenbester Spieler seines Landes und dazu einer von nur zwei Torschützen. Und so ist er wieder einmal der Hoffnungsträger einer ganzen Nation. Der stille Strippenzieher mit dem hohen Fußball-IQ. Der Spielmacher, der den Ball, aber nicht das Rampenlicht sucht. Das Gesicht der goldenen und doch unvollendeten Generation. Der Generation, die in dieser K.o.-Phase des Turniers noch einmal anschieben wird, um dem einen Ruf doch noch gerecht zu werden. Und um den anderen Ruf abzulegen.  

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